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Gangpferde Zucht

In Bearbeitung


IS Zucht III  -  Beurteilungslehre

Die Ergebnisse der Beurteilung eines Pferdes ergibt sich aus vielen verschiedenen Faktoren. Es wird in erster Linie die Qualität des Verwendungszweckes und den Wert des Pferdes beschrieben oder bestimmt werden.
  •  Zuchtpferd
  •  Sportpferd
  •  Freizeitpferd

Die Qualität suchen und nicht Fehler suchen. Bei Gleichheit entscheiden, mit welchem Pferd ich ausreiten würde.
  • Leistung   =   Leistungsvermögen und Leistungsbereitschaft

Eindrücke suchen über:
  • Geschlechtstyp              - Muss sein Geschlecht verkörpern
  • Rassetyp                        - Muss seine Rasse verkörpern, FEIF FIZO Standart
  • Familientyp                    - Muss seine Zuchtlinie verkörpern
  • Temperament                 - Arbeitsbereitschaft
  • Energie                          - Kraft und Wille
  • Charakter                       - Leistungsbereitschaft
  • Konstitution                    - Zustand des Gewebes: stark, grob, derb, schwammig, weich, edel
  • Kondition                       - Zustand der körperlichen und leistungsfähigen Verfassung
  • Nerv                               - Sensibilität und Reaktion

Die Beurteilung des Pferdes schliesst mit einem Schlusssatz über den Gesamteindruck und den Verwendungszweck ab, wobei die positiven Punkte betont werden!
  • GUT
  • MITTEL
  • SCHLECHT


1.     FEIF Beurteilungsschema (Bunadarfelag Island 1992 Kristin Hugasson)

Die FEIF Richtlinien koordinieren das internationale Zuchtwesen des Islandpferdes.
  • 40 % Gebäude des Pferdes
  • 60 % Reiteigenschaften des Pferdes

Notensystem
Das Notensystem mit Wertnoten von 5 bis 10 mit jeweils halben Punkten ist von Island übernommen worden.
  • 5,0 - 6,5                 schlecht
  • 7,0                         etwas unter Durchschnitt
  • 7,5                         Durchschnitt
  • 8,0                         etwas über Durchschnitt
  • 8,5                         gut
  • 9,0 - 9,5                 sehr gut
  • 10                          ausgezeichnet
Gerichtete Punkte werden mit Gewichtsfaktoren multipliziert. Die Ergebnisse addiert und durch den betreffenden Divisor dividiert

Aufstellen
Das Pferd wird in 3 – 5 Meter Entfernung an einem ruhigen sicheren Ort und auf ebenem Boden, korrekt aufgestellt. Es soll gut gepflegt und mit tadellosem Beschlag / Hufpflege vorgestellt werden.
  • Alle 4 Beine gleichmässig belastet
  • Leicht offen zum Betrachter
  • Aufmerksam und ruhig stehen lassen
  • Seite mit weniger Mähne zu Betrachter
  • Auf Aufforderung Schopf anheben
  • Korrektes, positives Aufstellen begünstigt eine bessere Exterieurnote

Vorführen
Auf Aufforderung der Richter wird das Pferd im Schritt und Trab vorführen.
  • Betrachtung von Hinten
  • Betrachtung von Vorne
  • Betrachtung von der Seite


2.     Masse

Das Vermessen
es Gebäudes kann interessante Hinweise zur Beurteilung einbringen, wichtiger dabei ist aber ein geübter Blick für Formen und Harmonie.


2.1     Stockmass

Widerristhöhe
  • Boden bis höchste Stelle Widerrist mit Wasserwaage
  • Hengste       135 - 145 cm
  • Stuten 130 - 140 cm

Sattellage
  • Boden bis tiefster Punkt Rücken
  • 7- max. 10 cm weniger als Widerrist

Krupphöhe
  • Boden bis höchster Punkt Kruppe
  • Nicht höher als der Widerrist, sonst überbaut

Körperlänge
  • Bugspitze bis hinteren Abschluss der Kruppe
  • ca. 5 - 10 cm mehr als Widerristhöhe

Brusttiefe
  • Brustbein bis Widerrist
  • 60 - 65 cm

Brustbreite
  • In Höhe der Bugspitze
  • 35 - 40 cm
  • Hengste max. 40 cm
  • Stuten max. 35 cm
  • Zwischen den äussersten, seitlichen Punkten der Buggelenke

Kruppenbreite Gangbeinhöcker
  • Abstand und Aussenmass der oberen Umdreher
  • 40 - 50 cm

Kruppbreite Hüfthöcker
  • Abstand und Aussenmass der Hüfthöcker
  • 45 - 50 cm
  • 4 - 5 cm mehr als Abstand der oberen Umdreher


2.2     Bandmass

Widerristhöhe
  • Boden bis höchste Stelle Widerrist mit Band
  • Kann je nach Konstitution bis 10 cm Unterschied zum Stockmass sein

Brustumfang
  • Hinter Widerrist bis Gurtenlage
  • 155 - 165 cm

Umfang der Vorderröhre
  • Schmalste Stelle
  • Hengste: 30 cm
  • Stuten 26 cm

Umfang Vorderfusswurzelgelenk
  • Breiteste Stelle, ca. 6 cm weniger als Umfang Vorderröhre


2.3     Mass

Unterarm
  • Gleichlang wie Röhrbein, Fessel und Huf zusammen

Abstand Hüfthöcker zu letzter Rippe
  • Ca. 10 cm

Ganaschenfreiheit
  • Ca. 10 cm Abstand der Unterkieferäste


1.1.4  Schublehrmass
Röhrenbreite
  • Röhre mit Sehne unterhalb Karpalgelenk


1.1.5  Stockmass
Idealmasse des im Wachstum stehenden Islandpferdes im Stm.
  • Alter                       Widerrist                      Länge
  • 4 - 5 Mt.                 110 - 112 cm                 111 - 123
  • 16 - 17 Mt.             123 - 127 cm                 126 - 132 cm
  • 2 ½ Jahre               128 - 132 cm                 132 - 138 cm
  • 3 ½ Jahre               130 - 134 cm                 134 - 140 cm
  • 4 ½ Jahre               131 - 135 cm                 138 - 145 cm
Das Islandpferd ist erst mit etwa 7 Jahren ausgewachsen.


3.     Gebäudebeurteilung

Kopf (Faktor4)
Gesamteindruck
- Trocken
  • Ausdrucksvoll
  • Gerades Nasenbein
  • In der Grösse zum Pferd passend
  • Nicht zu schwer

Kopfhaut
  • Dünn und fein behaart
  • Deutlich sichtbaren Knochen und Gefässen

Knochen
  • Fein aber markant, insbesondere das Jochbein

Augenbrauenbogen
  • Gross und deutlich hervortretend

Stirn 
  • Breit
  • Flach
  • Hoch
  • Nach oben geringfügig verjüngend

Genick
  • Leicht und schlank
  • Biegsam und geschmeidig  >Durchlässigkeit
  • Hinterhauptsbein und Atlas ungefähr in gleicher Höhe  >hinter dem Zügel/eingerollt

Ganaschen
  • Nicht zu stark nach unten ausgebildet  >am Zügel!
  • Deutlich konstruiert mit genügend Bewegungsfreiheit

Kehlgang    
  • Genügend breit, mindestens 4 Finger  >Beweglichkeit

Ohren
  • Dünnwandig
  • Schmal, zum Kopf passend
  • Nicht zu gross
  • Gut geschlossen und spitz
  • Gerade angesetzt und sehr lebhaft

Augen
  • Gross und aufmerksam
  • Gut auseinander liegend

Nüstern
  • Gross und weit gute Atmung
  • Feinbehaart und dünnhäutig

Maul
  • Maulspalte lang, wegen Trensenlage
  • Gesunde Zähne und regelmässig aufeinander beissend


Hals, Schulter, Brust (Faktor 6)
Gesamteindruck
  • Hals geschmeidig und nicht zu dick >Beweglichkeit
  • Mindestens Kopflänge, eher mehr
  • Langer Hals lange schräge Schulter >lange Schrittlänge
  • Kurzer Hals kurze steile Schulter >kurze Schrittlänge
  • Weiche aber deutliche erkennbare Verbindung zur Schulter
  • Zum Kopfansatz hin verjüngend
  • Leicht gewölbter Kammrand
  • Gerade verlaufender Kehlrand
  • Gute natürliche Aufrichtung
  • Drosselrinne bei mittlerer Aufrichtung gut sichtbar

Kammrand
  • Oberlinie leicht gewölbt >mehr Haltungsausdruck
  • Genügend bemuskelt >Kraft für Aufrichtung
  • Schopf und Mähne dicht und gesund

Widerrist
  • Hoch >lange Schulter
  • Genügend bemuskelt mit fester Verbindung zur Schulter und allmählicher Übergang in den Rücken
  • Gute Sattellage >Hinterhand aktivierend, gutes Sitzgefühl

Schulter
  • Gut gewinkelt 90-100° >guter Winkel, gute Bewegung
  • Lang, schräg >langer Hals
  • Genügend bemuskelt

Brust
  • Genügend Bugbreite  >Reiter hat guten Halt
  • Lang und gleichmässig  >Platz für Lunge
  • Mit deutlich gewölbtem Rippenbogen


Rückenlinie, Kruppe (Faktor 6)
Rücken
  • Weich federnd und lang  >muss bei Belastung nachgeben  >weicheres sitzen
  • Geschmeidig  >Beweglichkeit
  • Gut bemuskelt ohne Linienstörung  >muss tragen für Gänge
  • Sattellage 7 - max. 10 cm tiefer als Widerrist und Kruppe  >Rutschbahngefühl Überbaut, schwunglos bei tiefer Kruppe

Lenden
  • Gleichmässig fortlaufende Rückenlinie bis zum Kreuzbein mit nicht zu hoch angesetzten oder hochgedrückten Lendenwirbeln  >Rücken hochziehen, lateral
  • Abstand zwischen Hüfthöcker und letzer Rippe ca. 10 cm

Kruppe
  • Gerade und lang  >Schub aus der Hinterhand
  • Genügend breit mit kräftiger Bemuskelung und guter langer Behosung  >Kraft aus der Hinterhand
  • Kreuz-, Darm- und Sitzbein möglichst lang
  • Hüfthöcker möglichst hoch gelegen  >längere Beinknochen
  • Oberer Umdreher relativ weit nach vorne liegend
  • Oberschenkel möglichst lang  >mehr weite
  • Aussenabstand der Hüfthöcker ca. 45-50 cm
  • Abstand Hüfthöcker max. 4-5 cm mehr als der Abstand der oberen Umdreher
  • Oberer Umdreher ca. 25 - 28 cm niederer liegend als  höchster Punkt der Kruppe >Winkelung
  • Keine runde Kugelkruppe

Schweifansatz
  • Kreuzbein leicht abfallend bis kurz vor dem Schweifansatz, jedoch weniger steil abfallend als das Hüftbein
  • Schweif gut angesetzt und getragen mit dichtem und langem Schweifhaar


Proportionen (Faktor 8)
  • Proportionen  >Harmonie
  • Gleichgewicht  >Haltung
  • Ausdruck  >Psyche

Formate
  • Langrechteck
  • Quadrat
  • Hochrechteck

Kaliber
Das Verhältnis des Gewichtes zur Widerristhöhe. Je grosskalibriger ein Pferd ist, desto mehr nimmt es an Höhe ab und an Gewicht zu.
  • Das Pferd muss im Gesamteindruck dem Typ des Islandpferdes entsprechen
  • Äussere Begrenzungslinie von Rumpf und Gliedmassen sollen ein deutliches Rechteckformat ergeben
  • Das Pferd soll in gleichlange Vorhand - Mittelhand -Hinterhand unterteilt sein
  • Die Körperlänge soll ca. 5 - 8 cm mehr betragen als die Widerristhöhe
  • Tiefste Punkt Sattellage soll 7-10 cm unter Verbindungslinie Widerristhöhe-Kruppenhöhe liegen
  • Die Beinlänge mindestens 5 cm mehr als als Brusttiefe
  • Der Widerrist 2 - 3 cm höher als die Kruppe
  • Der Abstand der Hüfthöcker ca. 4 - 5 cm grösser als der obere Umdreher
  • Die Brusttiefe ca. 7 - 10 cm weniger als der Hüfthöckerabstand
  • Vorderfusswurzelgelenksumfang minus Röhrbeinumfang ist 10 - 12 cm
  • Unterarmmitte (von Bein zu Bein) ca. 21 - 24 cm


Gliedmassen, Gelenke (Faktor 11)
Gesamteindruck
  • Alle muskeltragenden Gliedmassen möglich lang
  • Gliedmassen an denen vorrangig Sehnen und Bänder angesetzt dagegen möglichst kurz
  • Kräftige, lange, breite, trockene und markante Gelenke mit harmonischen Übergängen

Oberarm
  • Lang, breit und kräftig bemuskelt
  • Winkelung Oberarm - Unterarm 130 - 140 Grad 

Vorderröhre
  • Kurz und von der Seite her breit  >Stabilität
  • Im Lot stehend  >Gleichgewicht
  • Ohne Achsenabweichung  >Stellungsfehler  >Überbeanspruchung
  • Klare, deutlich abgesetzten Sehnen

Oberschenkel
  • Lang und stark bemuskelt mit relativ weit nach vorn liegendem Kniegelenk (etwa unter dem Hüfthöcker oder leicht dahinter  >Winkelung

Unterschenkel
  • Lang und gut bemuskelt
  • Winkelung Oberschenkel - Unterschenkel um 100°

Hinterröhre
  • Kräftig mit klaren und gut erkennbaren Sehnen

Ellenbogenhöcker
  • Lang
  • Parallel zur Brust nach hinten gerichtet  >Ellbogenfreiheit
  • Mit genügend Freiheit, aber in Muskeln fest eingebettet

Vorderfusswurzelgelenk
  • Umfang 9 - 12 cm (Stuten, Hengste) mehr als Vorderröhre
  • Seitenbreite und Querbreite etwa gleich

Vorderfessel
  • Mittelang, klar und mit ungebrochener Zehenachse

Sprunggelenk
  • Von allen Seiten Ausdrucksvoll
  • Lang, breit, klar
  • Harmonisch zu Oberschenkel und Röhrbein übergehend

Hinterfessel
  • Mittellang
  • Genügend breit und kräftig mit ungebrochener Zehenachse
  • Winkelung Röhrbein - Fessel um 140°
  • Winkelung Fessel - Hufstandfläche ca. 50°


Stellung Gliedmasse (Faktor ?)
Vor- und Hinterhand
  • Keine groben Stellungsfehler
  • Leichte Kuhhessigkeit kann toleriert werden  >Bei Passern wegen Greifen


Hufe (Faktor 5)
Form
  • Symmetrisch mit leicht steiler stehender Innenseite
  • Gleichmässiger Tragrand
  • Leicht nach oben gewölbte Sohle
  • Gut ausgebildete Trachten
  • Gut ausgebildeter Strahl
  • Deutliche Eckstreben
  • Hinterhuf deutlich spitzer als Vorderhuf
  • Zehenachse von Huf und Fessel gleichgerichtet

Material
  • Hartes aber elastisches Horn
  • Glatte, mattschimmernde Wände
  • Guter Hornwachstum

Grösse
  • Zum Pferd passend


4.     Stellungsfehler

5.     Reiteigenschaften (siehe aktuelle FIZO)

​​​​​​​Für Noten im höheren Bereich von 8 – 10 müssen die Gangarten sicher, taktklar, ausdrucksvoll und mit Tempovarianz geritten werden können.
5.1     Tölt (Faktor 20)
9,5 – 10
Taktreiner Tölt mit gutem Untertreten, sehr hohe Aktion, sehr weites Vorgreifen, sehr viel Elan und kraftvolle, akzentuierte Bewegungen, hervorragendes starkes Tempo.
5.2     Trab (Faktor 8)
9,5 – 10
Sicherer Trab mit hohen, weiten, federnden, schwungvollen Bewegungen, einzigartiges Tempo.
5.3     Pass (Faktor 10)
9,5 – 10
Sicherer, grossartiger Rennpass, sehr guter Takt, Höchsttempo.
5.4     Galopp (Faktor 6)
9,5 – 10
Klarer Dreitakt, sehr schöner aufwärts gesprungener Galopp, weite, runde Sprünge, Höchttempo.
5.5     Gehwille (Faktor 12)
9,5 – 10
Feuriges Pferd
5.6     Charakter (Faktor 6)
8 - 8,5
Sehr guter Charakter, das Pferd bemüht sich, seinem Reiter zu gefallen, es ist sensibel, fröhlich, leicht, zuverlässig und mutig.
5.7     Form unter dem Reiter (Faktor 8)
9,5 - 10
Das Pferd präsentiert sich optimal, Es hat eine hervorragende Aufrichtung, ist durchlässig, Nasenlinie im Arbeitstempo nahe der Senkrechten, leichte hohe, federnde und harmonische Bewegungen, weiter Raumgriff, sehr viel Ausdruck, sehr schön getragener Schweif.

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QUELLENNACHWEIS:
Zuchtpferdebeurteilung und Körung – Bunadarfelag Islands Kristin Hugasson